Beratungspraxis
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sehr geehrter herr scheidegger
in unserer familie gibt es ein familienmitglied, welches fan/anhänger der plejadengeschichten von pavlina klemm ist. diese hat sie auch den 2 minderjährigen kindern indoktriert und geht mit der 15jährigen tochter an ein 2tägiges seminar. wir können dies nicht einordnen; die paar gehörten folgen, hören sich eigenartig, befremdlich und nach gehirnwäsche an. ist dies sektenähnlich oder besorgniserregend? danke für ihre wertvolle und vertrauliche einschätzung. freundliche grüsse
Antwort M Scheidegger
Sehr geehrter …. ,
Ich habe bisher noch nichts von Pavlina Klemm gehört. Ich habe im Internet nachgeschaut, was sie anbietet. Da wird deutlich, dass es sich um einen esoterischen Spiritualismus handelt. Diese Grundrichtung wurde von der Theosophie gelehrt. Sie geht davon aus, dass eine höhere Geistige Welt existiert, die in der Entwicklung der menschlichen Entwicklung voraus ist. Durch Kontakte mit dieser Welt (hier die Welt der Plejader) soll diese Weisheit den Menschen gelehrt werden.
Solche Vorstellungen sind nicht «Sekte», aber sie sind ideologisch ungesund, da sie eine Lehre verkünden, welche von nicht hinterfragbaren Wesen verbindlich sein soll für die menschliche Entwicklung. Nun, wenn Sie mich fragen, ich halte dies für Unsinn, allenfalls Geldmacherei. Also würde ich sowas keineswegs empfehlen.
Allerdings fragen Sie ja nicht für sich selbst an, sondern für ein Familienmitglied. In einem solchen Fall ist zu bedenken, dass es wenig hilfreich ist, einen Menschen, der einen solchen Weg eingeschlagen hat, davon überzeugen zu wollen, dass dies nicht gut sei. Dies führt meist dazu, dass der nun so Gläubige sich zurückzieht, von seiner neuen Wahrheit noch überzeugter ist und damit auch den Beweis hat, dass die gewöhnliche Menschheit die geistige Wahrheit ablehnt.
Es ist in einem solchen Fall angezeigt, sich dafür zu interessieren, welches Lebensproblem dieser Mensch mit der neuen Welt zu erklären und zu lösen versucht. Erst auf dem Hintergrund eines Vertrauensverhältnisses kann dann auch darüber gesprochen werden, was an der neuen Lehre nicht überzeugt. Dafür müssten Sie sich dann aber kundig machen über die Grundlage des Denkens, welches eben das Geistige vor das Materielle stellt und dieses Geistige in eine andere, höhere Welt transponiert. Die Grundlagen finden sich in der Lehre der Theosophie und der christlichen Form davon, der Anthroposophie.
Also sicher nicht unbedenklich, aber auch nicht so, dass Sie in diesem Falle überreagieren sollten. Vielleicht wäre in diesem Falle eine Familientherapie angezeigt. Sie schreiben ja nicht, in welcher Familienkonstellation dieses Mitglied ist und welche Familienthemen allenfalls offen oder unterschwellig da problematisch sein könnten.
Mit freundlichem Gruss
Martin Scheidegger